Saterfriesisches Wörterbuch
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et

es: 1. bezeichnet etwas Bekanntes, von dem die Rede ist oder sein soll: iek häbe et mäd him uutmoaked : ich habe es mit ihm ausgemacht. 2. bezieht sich auf das Prädikat oder den Gesamtinhalt eines Nebensatzes: hie kuud nit bigriepe, wieruum ju uutleken is; un iek kuud et ook nit ferstounde : er konnte nicht begreifen, warum sie ausgezogen ist; und ich konnte es auch nicht verstehen. 3. wird als Subjekt in unpersönlichen Ausdrücken verwendet: et ríent, grummelt, lait : es regnet, donnert, blitzt.

Äit, dät

1. Essen: jo lieten uus deer stounde – sunner/sunder Äit of Wäit : sie ließen uns dort stehen– ohne Essen oder Trinken. 2. Frass. [afrs. êt]

Bratte, ju

1. Breite: 1.1 et mout uut de Bratte of uut de Loangte kume: es muss aus der Länge oder aus der Breite kommen (= es muss auf irgendeine Weise ausgespart oder gewonnen werden). die Joager hied ju Bratte fon twäin Soden Eed: der Torfspaten hatte die Breite von zwei Torfsoden.

braue et braut; braude; braud/brauen

(vom Wetter) brauen: deer braut wät : es kommt ein Unwetter auf. [engl. A storm is brewing] [engl. brew]

drjoge et drjugt, droog, drogen; drain ; Imp. fehlt

1. trügen: 1.1 ju Bíelde drjugt, dan dät Gezicht lät daach uurs : das Bild trügt, denn das Gesicht sieht doch anders aus. 1.2 dät Weder drjugt, wiel do Wíendstriepen gau ferdwíenen sunt : das Wetter trügt, weil die Zirruswolken schnell verschwunden sind.

eke et äkt; äkte, äkten; äkt; Imp. fehlt

(Wunde) schwären; eitern und schmerzen: min Finger is an t Eken : mein Finger schwärt. [engl. ache]

ferträite et ferträt; ferträtte/fertruug, ferträtten/fertrugen; ferträt

verdrießen: et ferträt mie, wan du dän Bäidedai fon uus Bääsje ferjätst : es verdrießt mich, wenn du den Geburtstag unserer Oma vergisst.

fljote et fljut; floot, floten; (is/häd) fleten ; Imp. fehlt

1. fließen: 1.1 dät Woater is uur dän Dom fleten : das Wasser ist über den Damm geflossen. 1.2 dät Woater is úrenloang fleten, bit wie dät määrkt häbe : das Wasser is stundenlang geflossen, bis wir das gemerkt haben. 1.3 fljotend Woater : fließend Wasser. 2. flüssig werden: ju Butere bigint tou fljoten : die Butter fängt an, flüssig zu werden.

geskjo et geskjugt; geskaag, geskegen; is geskäin

geschehen. [afrs. skiâ]

gjoue et gjout; gjoude, gjouden; gjoud

reuen: et gjout mie, dät iek nit hier waas, as uus ljove Möie Maria stoorf: es reut mich, dass ich nicht hier war, als unsere liebe Tante Maria starb. [afrs. hriôwa : reuen]

glimme et glimt, gloam; häd gloamen; glimme! glimmet!

1. glimmen, schwach glühen: ju Ääske gloam noch in dän Doabe : die Asche glühte noch in der Kuhle. 2. glänzen: do Sunnestroale gloamen ap dät Woater : die Sonnenstrahlen glänzten auf dem Wasser.

källe et käält; kol, kollen; kollen ; Imp. fehlt

schmerzen.

klinge et klingt; kloang, kloangen; kloangen; kling! klinget!

1. klingen, tönen: 1.1 do Säärkenklokken klinge dumperg, wan et tjuk fon Dook is: die Kirchenglocken klingen dumpf, gedämpft, wenn es sehr neblig ist. 1.2 n klingende Stämme: eine helle Stimme. 1.3 deer klinge mie do Ore: es klingen mir die Ohren. 1.4 mien Fjole klingt juustso: meine Geige hat denselben Klang. 2. erschallen, ertönen: ju Fabriekfloite kloang midde in t Täärp: die Fabriksirene erscholl mitten im Dorf. 3. schrumpfen; sich zusammenziehen: dät druge Holt klingt: das trockene Holz zieht sich zusammen.

kwälle (a) /  kwille et kwält/kwilt, jo kwälle/kwille; kwoal, kwoalen; is kwoalen

1. quellen: 1.1 an dusse Stede kwilt/kwält dät hete Woater twiske do Stene uut ju Äide : an dieser Stelle quillt das heiße Wasser zwischen den Steinen aus der Erde heraus. 1.2 do Tronen kwoalen hier tou do Ogene uut : die Tränen quollen ihr aus den Augen. 2. (Teig) aufgehen: deer sit nit genoug Bíerme in dän Dee, dan hie wol nit kwälle : der Teig hat zu wenig Hefe, denn er will nicht aufgehen.

mundtje et mundtjet; mundtjede, mundtjeden; mundtjed; Imperativ fehlt

schmecken: dät mundtjet him nit : das schmeckt ihm nicht. → mundje

oge et oget; oogde, oogden; oogd. (Imp. fehlt.)

1. scheinen: dät oogde mie uurs tou wezen : das schien mir anders zu sein. 2. aussehen: so n swot Klood oget nit goud bie n Uutflucht : so ein schwarzes Kleid sieht nicht gut aus bei einem Ausflug.

riene et ríent; reen; ríenen (Imperativ fehlt)

regnen: 1.1 et ríent Bakstene un oolde Wieuwe : es regnet Backsteine und alte Weiber (besonders heftig). 1.2 et häd goar neen Oard tou rienen : es sieht nach Regen aus, aber der Regen will nicht kommen. 1.3 deer sit Keelde in de Lucht; et wol riene : es sitzt Kälte in der Luft; es wird regnen.

rinne et rint; ron, ronnen; is ronnen

rinnen: dät Bloud ron mie uut de Noze : das Blut rann mir aus der Nase. [afrs. rinna]

Sintjokubsaust, die

vierzehn Tage vor Sankt Jakobus und vierzehn Tage nach Sankt Jakobus. In dieser Zeit gibt es häufig dunkle Wolken, die aber keinen Regen mit sich bringen. Wan wie bie t Ho wieren un et tjuusterg wude, do kwieden junge Ljudene : „Et rakt glieks Rien!“ Dan kwieden do oolde Ljudene : „Dät is Aust. – Die ferlukt!“ : Wenn wir beim Heuen waren und es dunkel wurde, dann sagten die jungen Leute: „Es gibt gleich Regen!“ Dann sagten die alten Leute: „Das ist Aust. – Er zieht weg!“

smäite et smät, jo smäite; smätte, smätten; smät

1. auf der Haut brennend schmerzen, vor allem bei Hautabschürfungen: mien Fäite smäite, wier iek uur do ruge Stene ronnen/lepen bän : meine Füße schmerzen brennend, wo ich über die rauen Steine gelaufen bin. 2. noch schmerzen, auch wenn das Schlimmste vorbei ist: ju jope Wúunde is ferheeld, man ju Stede smät noch : die tiefe Wunde ist verheilt, aber die Stelle brennt noch schmerzlich. 3. wund sein: dät Bäiden smät bäte do Ore : das Kind ist wund hinter den Ohren.

spiete et spit, speet, häd spíeten

1. Leid tun: et spiet mie uum dät Wucht : das Mädchen tut mir Leid. 2. ärgern, verdrießen.

swälle et swält; swoal, swoalen; is swoalen ; Imp. fehlt

schwellen, anschwellen: do Bene swoalen mie, wan iek ron/liep : die Beine schwollen mir an, wenn ich lief.

waie (a) et wait; waide, waiden; waid ; Imp. fehlt.

1. wehen: die Wíend wait uut dät Aaste : der Wind weht aus dem Osten. 2. flattern: do Fonen waiden in dän Wíend : die Fahnen flatterten im Wind. 3. fortbewegen, forttreiben: die Wíend waide do Bledere truch ju Lucht : der Wind wehte die Blätter durch die Luft.

bíerigou

1. bergab, abwärts: nu gungt et bíerigou : 1.1 jetzt geht es bergab. 1.2 jetzt wird die Lage schlechter.

dwo iek dwo, du dääst, hie/ju däd, wie dwo; iek died(e), du diest, hie/ju died(e), wie dieden; däin; dou! dwooët!

1. tun: 1.1 du koast deer niks juun dwo : du kannst das nicht verhindern, nichts dagegen tun. 1.2 jie mouten dwo, wät jie nit läite konnen : ihr müsst tun, was ihr nicht lassen könnt. 2. antun: wät kon hie mie dwo? : was kann er mir antun? 3. üben: wan du wät oafte dääst, dan leerst du dät : Übung macht den Meister. 4. geben, reichen: iek dwo die jädden dät Brood : ich gebe dir gerne das Brot. 5. handeln: hie däd mäd Bäiste un Swiene : er handelt mit Rindern und Schweinen. 6. leben; am Leben bleiben: 6.1 (et) dwo : hie däd et nit moor loange : er wird bald sterben. 6.2 deertou dwo : endlich sterben: hie häd et deertou däin : er ist endlich abgelebt. 7. arbeiten: hie häd niks tou dwoon : er ist arbeitslos. 8. sich mit etwas beschäftigen; sich kümmern um etwas: iek häbe deer niks mäd tou dwoon : ich beschäftige mich nicht damit; ich kümmere mich nicht darum. 9. pflegen, versorgen: ju häd dän hele Dai mäd dät kroanke Bäiden tou dwoon : sie pflegt, versorgt den ganzen Tag das kranke Kind. 10. sich streiten: jo häbe mädeenuur tou dwoon : sie haben Streit miteinander. 11. wät foar dän Smoacht un/of dän Toarst dwo : den Hunger, den Durst stillen. 12. zu Ende machen; erfolgreich abschließen: wie häbe dät Íeten noch nit däin : wir sind mit dem Essen noch nicht fertig. 13. zur Ergänzung oder Wiederaufnahme des einfachen Verbs oder zur Verstärkung oder Betonung eines voraufgehenden Verbs: 13.1 hie häd bölked un däin : er hat gebrüllt und (Ähnliches) getan. 13.2 wan du bölkest un dääst, dan kon iek die nit here : wenn du brüllst (und dich sonst wild aufführst), dann kann ich dich nicht hören. 13.3 bale wol hie deer nit uur : er will nicht darüber reden.